Rickmers-Anleihe: Geld der Anleger steht im Feuer

Den Anlegern der Rickmers-Anleihe wird quasi die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder sie stimmen bis zum 10. Mai einem Sanierungskonzept zu oder es droht die Insolvenz. Die würde wahrscheinlich noch höhere Verluste für die Anleger mit sich bringen als das vorgelegte Rettungskonzept.

Die Reederei Rickmers ist in Zeiten der anhaltenden Krise der Schifffahrt in schwere Seenot geraten. Hohe Verbindlichkeiten belasten das Unternehmen, das nun einen Rettungsanker ausgeworfen hat, der allen Gläubigern Einschnitte abverlangt – auch den Anlegern der 2013 ausgegebenen Rickmers-Anleihe mit einem Gesamtvolumen von 275 Millionen Euro. Die Anleihe-Gläubiger sollen nun grünes Licht für ein Sanierungskonzept bei einer Abstimmung ohne Versammlung vom 8. bis 10. Mai geben und einen gemeinsamen Vertreter ermächtigen.

Das Konzept der Rickmers Holding AG sieht neben einer ganzen Reihe von Maßnahmen vor, dass die LuxCo, eine noch zu gründende Luxemburger Gesellschaft, 75 Prozent der Rickmers-Aktien und auch sämtliche Verbindlichkeiten aus der Rickmers-Anleihe übernimmt. Die Anleger würden damit zu Gläubigern der LuxCo und ihre Forderungen blieben unverändert bestehen. Die LuxCo soll die Aktien an Investoren veräußern und die Forderungen der Gläubiger würden dann auch diesem freien Vermögen bedient. Immerhin sollen mindestens 57,6 Prozent aus den Erlösen an die Anleihe-Gläubiger fließen. „Das hört sich zwar eigentlich gut an, ist aber eine Rechnung mit vielen Unbekannten“, sagt Rechtsanwalt Björn Röhrenbeck, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht aus Kaiserslautern. Denn: Wie hoch der Erlöse aus dem Verkauf der Aktien sind, kann niemand beziffern und die Krise der Schifffahrt ist nach wie vor nicht überwunden. So geht die Rickmers Holding selbst nicht davon aus, dass die Erlöse den Nominalwert der Forderungen der Anleihe-Gläubiger erreichen werden. „Die Anleger werden daher wahrscheinlich mit hohen Verlusten rechnen müssen“, so Rechtsanwalt Röhrenbeck. Zudem soll die Laufzeit der Anleihe bis 2027 verlängert werden. Ursprünglich steht sie im Juni 2018 zur Rückzahlung an.

Im Juni 2017 wäre die Zinszahlung an die Anleihe-Gläubiger fällig. Die Zinsen sollen ausgezahlt werden – aber nur wenn die Gläubiger dem Sanierungskonzept auch zustimmen. Wird die Zustimmung verweigert, muss wahrscheinlich Insolvenzantrag gestellt werden. Dann würden die Forderungen der Anleger nach der Insolvenzquote befriedigt. Das würde aller Voraussicht nach zu hohen Verlusten für die Anleger führen.

So oder so müssen die Anleger vermutlich einen großen Teil ihres investierten Geldes abschreiben. „Um die drohenden Verluste abzuwenden, können aber auch Ansprüche auf Schadensersatz geprüft werden“, sagt Rechtsanwalt Röhrenbeck. Diese können z. B. durch eine fehlerhafte Anlageberatung entstanden sein. Denn im Zuge einer ordnungsgemäßen Anlageberatung hätten auch die Risiken der Geldanlage umfassend aufgezeigt und insbesondere auch die Möglichkeit des Totalverlusts dargestellt werden müssen. „Zumal die Probleme der Schifffahrt 2013 nicht mehr neu waren. Die Folgen der Finanzkrise 2008 haben sich schon deutlich bemerkbar gemacht und zu zahlreichen Insolvenzen bei Schiffsfonds geführt. Auch die Rickmers-Gruppe konnte dieser Entwicklung nicht trotzen“, so Rechtsanwalt Röhrenbeck.

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